20. SONNTAG IM JAHRESKREIS

Evangelium nach Lukas (12,49-53)

 

„Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entfachen“, sagt Jesus.

Denken wir an die zwei Jünger von Emmaus, die - nachdem sie den auferstandenen Jesus erlebt haben - sagen: „Brannte nicht unser Herz, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ In der Pfingsterzählung der Apostelgeschichte ist die Rede von „feurigen Zungen“ die auf die Freunde von Jesus herabkommen und aus ihnen begeisterte Menschen machten, die von ihrer Angst befreit sind. Johannes der Täufer kündigt Jesus an als den, der mit „Feuer und Heiligem Geist“ taufen wird. Als Jesus wenige Wochen alt war, wurde er in den Tempel gebracht und der greise Simeon weissagte über ihn: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. Und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“ (Lk 2,34).

Das „Feuer“ das Jesus bringt ist seine Botschaft, mit der er uns anstecken will. Sie ist wie brennendes Feuer, wie Dynamit! Ich frage mich, ob wir das so empfinden. Wir sind christlich erzogen worden, von klein auf vertraut mit dem, was Jesus alles erzählt hat. Ob diese Worte von Jesus uns noch so ansprechen, etwas in uns bewirken? Entfachen sie in uns, in unserem Herzen, noch ein Feuer, eine verändernde Kraft, die uns vorantreibt? Spüren wir sein Feuer in uns? Oder ist es nur eine kleine Sparflamme? Ist unser Glaube an Jesus bedeutungslos geworden, ohne Kraft? „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“, hat Augustinus gesagt.

Jesus selbst war „Feuer und Flamme“ für die Sache Gottes, die er das Reich Gottes nannte. Er versucht die Menschen zu sammeln, um ihnen zu zeigen, was es heißt, auf Gott zu hören, seinem Gesetz – der Liebe – zu folgen. Und dabei ist er auf großen Widerstand gestoßen. Immer wieder entstanden Konflikte mit der religiösen Obrigkeit. Schließlich hat man versucht dieses Feuer, das er verbreitete, zu löschen, indem man ihn umgebracht hat. Und trotzdem lebt seine Botschaft auch heute noch, sie brennt in Menschen, die wirklich an ihn glauben und steckt immer wieder andere Menschen an.

Besonders in den ersten Jahrhunderten war es gefährlich, das Feuer das Jesus angezündet hatte, weiter zu verbreiten: Man kam in Konflikt mit der römischen Obrigkeit und riskierte sein Leben. Aber auch in der eigenen Familie führte es zu Spannungen, Auseinandersetzungen und Spaltungen: Vater gegen Sohn, Tochter gegen Mutter ... indem man sich zu Jesus bekannte, Christ wurde. Wer für die Botschaft von Jesus brennt, wird Widerstand erleben. Wer nicht dafür brennt, wird sich schwer tun, die Frohe Botschaft weiterzugeben.

Dieses Feuer, das Jesus brachte, wurde aber oft auch falsch verstanden und mit Fanatismus verwechselt, der zu Gewalt und Intoleranz führt, ja zu Kriegen und Terror. Jesus selbst ist keinen Kuschelkurs gefahren. Er hat Werte vertreten, derentwegen er angefeindet wurde. Er wollte keinen faulen Frieden, wo man - im Namen des Friedens - das Eintreten für Grundwerte aufgibt oder zurücksteckt. Man muss den Mut haben, für seine christliche Überzeugung gerade zu stehen, sich auf Auseinandersetzungen einzulassen und wenn nötig zu kämpfen und zu streiten. Als Christ muss ich, wenn es um wesentliche Dinge geht, nicht immer „lieb und nett“ sein. Jesus hat mit den Pharisäern und Schriftgelehrten oft genug gestritten, und wie! Es kommt nur darauf an, wie man streitet: ohne den Respekt für den anderen zu verlieren, oder seine Würde zu verletzen. Echte Toleranz meint immer: Den anderen als Mensch respektieren und akzeptieren, auch wenn ich mit seiner Meinung und seinen Wertvorstellungen nicht einverstanden bin und diese sogar verwerfen und bekämpfen muss. Den Menschen aber achte ich weiterhin .

Habe ich den Mut, am Arbeitsplatz, am Stammtisch, im Freundeskreis, ja in der eigenen Familie meinen Glauben an Jesus zu verteidigen, wenn über ihn hergezogen wird? Das ist genau das, was Jesus heute von uns fordert: Entschiedenheit und Mut, für den Glauben einzustehen. Oft hält man sich da doch lieber heraus, „um des lieben Friedens willen“. Aber das ist ein fauler Frieden.

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Er hat uns große Ideale und klare Werte gepredigt. Dazu Stellung beziehen, Farbe bekennen, kann ich aber nur, wenn ich über meinen Glauben nachdenke, ständig an mir selber arbeite, mir die Bedeutung von Gott, Glauben und Kirche bewusst bleibe, mich damit dauernd auseinandersetze. Christsein ist oft unbequem! Aber Jesus möchte, dass dieses Feuer in uns brenne. Lassen wir uns von ihm immer wieder neu anstecken!

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